Mein Netzwerk: Format M
Heute stelle ich dir das Kommunikationsdesign-Unternehmen Format M vor. An der Geschäftsführerin Mansing Tang schätze ich, wie sie immer motiviert ist, spannende Projekte anzugehen und wie sie sich in ihren Arbeiten mit ihrer Herkunft auseinandersetzt. Froh bin ich, sie in meinem Netzwerk zu wissen. Wir hatten schon oft Spass an gemeinsamen Arbeiten. Zudem hat sie mir mit dem Frauennetzwerk Ellepreneur gezeigt, das es sich lohnt, mich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.
Hoi Mansing
Erzähl mir von dir und deinem Unternehmen Format M.
Ich bin eine Kommunikationsdesignerin aus Bern und sorge für Gestaltung mit Format. Als visuelle Gestalterin mache ich seit acht Jahren Ideen sichtbar, sei es in Form von Corporate Designs, Magazinen/Broschüren, Plattencovern, Infografiken oder Screendesigns. Ich bin in gestalterischer Hinsicht vielseitig unterwegs. Vielleicht liegt es an meinen weitreichenden Wurzeln – meine Eltern stammen aus Vietnam und China, doch bin ich hier geboren und fühle mich als «Bärner Meitschi».
Jedenfalls fällt es mir leicht, verschiedenen Perspektiven einzunehmen, um so meine Kund:innen besser zu verstehen. Ich höre genau hin, spüre ihre Bedürfnisse und gehe auf sie ein. Und weil sich viele Auftraggebende von mir verstanden fühlen, vertrauen sie mir ihre Anliegen an – immer wieder. Diese langfristigen Beziehungen und die enge Zusammenarbeit schätze ich sehr.
Wie bist du zur Grafik gekommen? War dies schon immer dein Traumberuf?
Grafikerin war nicht unbedingt meine erste Wahl gewesen. Ich wusste von Kindesbeinen an, dass es sicher etwas mit Gestaltung zu tun haben musste. Oft habe ich gezeichnet, gebastelt und gemalt, nicht nur auf Papier zum Leidwesen meiner Eltern. (Excuse, dass der Tisch und die Stühle dran glauben mussten…)
Ich habe verschiedene Berufe in Erwägung gezogen: Fotografin, Modedesignerin, Polygrafin, Grafikerin, sogar Drogistin. Schlussendlich habe ich Polygrafin gelernt und durch das Studium in Visueller Kommunikation den Weg zur Grafik gefunden.
Was macht deine Arbeit einzigartig?
Ich mag die Vielfalt und den direkten Kontakt mit meinen Kund:innen. Als Grafikerin komme ich mit den unterschiedlichsten Themen in Berührung, mit denen ich mich sonst nicht auseinander setzen würde. Das und die zwischenmenschlichen Beziehungen machen meinen Arbeitsalltag so abwechslungsreich und wertvoll. Jedes Projekt bringt sein eigenes Thema mit. Um überhaupt zu wissen, was und wofür ich gestalte, will ich mich in die Materie eindenken. Mein Horizont wird dadurch immer erweitert. Die Selbständigkeit ist sozusagen eine Lebensschule.
Wolltest du immer dein eigenes Unternehmen führen?
Den Wunsch mich selbständig zu machen, trug ich schon im Studium an der HKB mit mir rum, anfänglich noch nicht so ausgeprägt. Doch wurde er grösser und grösser je länger ich in verschiedenen Ateliers und Agenturen gearbeitet hatte. Der Moment ins kalte Wasser zu springen kam und ich beschloss – mit dem Quäntchen Naivität, das bei solchen Unterfangen immer mitspielt – zu künden und loszulegen.
Worauf bist du am meisten stolz in deiner Karriere als Grafikerin?
Ich bin stolz, dass ich auch nach acht Jahren immer noch selbständig arbeiten kann und bin dankbar für das Netzwerk, das ich aufbauen konnte. Die vielen kleinen Erfolge machen mich stolz: jede Neukundin, die ich gewinnen konnte sowie auch die wiederkehrenden; Endprodukte, die meinen Klienten ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern. Wenn es ein Projekt wäre, dann der gewonnene Pitch zur Gestaltung der Unspunnen-Briefmarke. Es ist DAS urchigste Schweizer Fest überhaupt und unter der Marke steht mein Name. Es hat schon etwas Ungewöhnliches…
Wie gehst du mit Selbstzweifel oder kreativen Blockaden um?
Im stillen Kämmerlein darüber zu brüten, ist für mich kontraproduktiv. Es hilft manchmal schon, den Arbeitsort zu wechseln oder das Projekt beiseite zu legen und am nächsten Tag mit frischen Augen anzugehen. Auch im Gespräch mit anderen relativiert sich vieles und ich fühle mich getragen. Dafür bin ich dankbar, dass ich tolle Ateliergspänlis habe, die mir den Austausch ermöglichen.
Hast du Ratschläge für junge Kreative die in deiner Branche Fuss fassen möchten?
Vernetzung ist wichtig, raus gehen, mutig sein, sich zeigen und ausprobieren. Sich austauschen und merken, dass man mit den Fragestellungen oder Problemen nicht alleine ist. So ist auch Durchhaltewillen wichtig, denn mit der Selbständigkeit fehlt ein gewisses Sicherheitsnetz. Man muss Unsicherheiten aushalten können und sich nicht entmutigen lassen.
Am Anfang passiert es oft, dass man sich unter dem Wert verkauft. Das sollte nicht sein, das Know-how und Können ist das Kapital und die geleistete Arbeit hat einen Wert.
Du bist nicht nur in der Grafik-Szene anzutreffen, sondern hast viele andere spannende Projekte am Laufen. Erzähl mal.
Da tanze ich auf verschiedenen Hochzeiten… Ellepreneur ist ein Netzwerk von mir und Simone Hopf, mit dem wir andere selbständige Frauen, Unternehmerinnen mittels verschiedenen Events wie Lunches, Workshops oder auch Vorträgen zusammenbringen. Wir glauben daran, dass Frauen ihre eigene Art haben, Unternehmerinnen zu sein und möchten so einen Ort bieten, in dem wir den Austausch fördern, Probleme besprechen oder Inputs geben können. In der Community haben wir ein riesiges Expertinnenwissen und davon kann man bei Ellepreneur profitieren.
Mit Madame Châu begebe ich mich in den Foodbereich. Ich stelle asiatische Süssspeisen her, die zum Teil auf Familienrezepten basieren. Es ist eine Hommage an meine Familie, vor allem die Familie meiner Mutter, die meine Leidenschaft fürs Essen geprägt hat. Es ist eine schöne Abwechslung zur Computerarbeit. Mir ist es wichtig, dass ich meine Wurzeln nicht vergesse und freue mich, wenn ich diese Speisen mit anderen Leuten teilen kann.
Wenn du mit irgendeine/r Grafiker:in arbeiten könntest. Mit wem wäre es?
Ich würde sehr gerne mit den Leuten von rice studios aus Saigon zusammenarbeiten. Ihr zeitgenössischer Stil gefällt mir sehr, weil er eine Brücke von Südostasien zu Europa schlägt.
Hast du sonstige Tipps oder Ressourcen für Freelancer:innen?
Als Selbständige nimmt man verschiedene Rollen ein. Man ist nicht nur Designer:in, man ist auch Projektleiter:in, setzt sich mit der Vorsorge und Versicherung auseinander, Buchhaltung, Verhandlungen… Sich Wissen aneignen ist wichtig, aber nicht alles muss man perfekt beherrschen. Zu wissen, welche Arbeiten ausgelagert werden können, entlastet, d.h. nicht zu stolz sein, um Hilfe zu suchen. Eine gute Adresse für das Administrative ist sicher die Syndicom oder das Honorasystem der SGD.
Und zu guter Letzt: Die Neugierde behalten.
Danke liebe Mansing. Ich schätze es, dich in meinem Netzwerk zu wissen. Ich freue mich schon auf das nächste gemeinsame Projekte oder ein Feierabendbier mit dir. :-)
Hier findet ihr die Kanäle wo ihr euch mit Format M, bzw. Mansing Tang verknüpfen und ihre Arbeiten betrachten könnt.
https://www.instagram.com/format_m/
Titelbild: @Format M, Foto: Rachel Liechti