Mein Netzwerk: Grafikdesignerin Pia Fleischmann
Ich freue mich sehr, Pia Fleischmann, eine herausragende Grafikerin, vorstellen zu dürfen. Wir haben uns bei verschiedenen Netzwerkanlässen kennengelernt, und ich war sofort von ihrem minimalistischen Stil fasziniert. Besonders beeindruckt mich ihr Engagement für selbständige Frauen in der Schweiz. Es ist mir eine Ehre, ihre inspirierende Arbeit und ihre Leidenschaft näher mit euch zu teilen.
Hallo Pia!
Erzähl mir von dir und deiner Arbeit.
Hey, ich heisse Pia Fleischmann, bin stolze Wahl-Bernerin mit Wurzeln im schönen aargauischen Seetal und seit nun fast 6 Jahren als Grafikerin in den Bereichen Kreation und Realisation selbständig.
Ich durfte als Polygrafin mein Arbeitsleben starten, habe aber gleich nach der Lehre bei der Aargauer Zeitung in der Druckvorstufe und dann im Zeitschriftenverlag eine Weiterbildung als typografische Gestalterin in Zürich angehängt. Dieser Schritt hat es mir ermöglicht, meine Kreativität und Liebe zur Schrift auszuleben. So ging der Weg weiter über Werbeagenturen in Zürich und Bern.
Irgendwann war Werbung für mich aber zu wenig sinnstiftend, und so kam der etwas unerwartete Schritt in die Selbstständigkeit. Heute darf ich mich für KMUs, Organisationen, Studios oder im Corporate Bereich austoben und meine Kunden und Projekte so wählen, dass sie zu mir, meiner Positionierung und meinen Werten passen.
Was ist deine Spezialität und deine Leidenschaft innerhalb deines Berufes?
Ich bin Konzept versessen und habe immer schnell Ideen zu allem möglichen, daher ist das Konzept immer der Grundstein meiner Arbeit. Idealerweise darf ich einen Auftritt, ein Print- oder Web-Projekt oder auch ein Verpackungsprodukt in enger Zusammenarbeit mit meinen Kunden kreieren, welches ein starkes Konzept als Fundament hat. Mich fasziniert das Einfache, aber auch verspielte und clevere im Minimalen. Gepaart mit der Liebe zur Schrift, versuche ich so eigenständige und passende visuelle Kreationen zum Leben zu erwecken.
Wie sieht dein Alltag aus?
Mein Tag startet eigentlich immer mit einer Tasse Kaffee und einer Yoga-Session im Wohnzimmer. Mehr Bewegung bringt mir meine Hündin Yuki, die den Morgen mit einer Runde an der Aare weiter ausdehnt. Egal, welchen Weg wir nehmen, am Schluss enden wir immer in meinem Gemeinschaftsatelier im wunderbaren Dazwischen am Eigerplatz in Bern. Hier darf ich zusammen mit Martina Friedli, Simone Hopf, Flurina Schuler und Mansing Tang einen regen, lustigen und immer kreativen Austausch im Alltag geniessen. Sehr spontan und immer mittendrin tauchen Themen auf, die gerade bei einer von uns anstehen. Das ist Gold wert und möchte ich nicht mehr missen!
An meinem Platz kümmere ich mich um die tollen Projekte und meine Kunden, bis am Mittag ein Plätzchen am langen Tisch im Atelier oder im Monbijoupark mit meinen Atelier-Gspändlis genossen wird. Danach frönen wir unserer gemeinsamen Sucht: Ligretto!
Ich verbringe im Atelier viel Zeit am Bildschirm, arbeite in Layout-, Foto-, Illustrations-, Animations- und Webgestaltungs-Programmen, hole mir Inspiration in unserer eigenen kleinen Atelier-Bibliothek oder suche nach passenden Schriften und Farben. Die Feierabende sind gerade etwas belegter mit Hausaufgaben und Vertiefungen für mein CAS «Creative Leadership» an der écal gefüllt.
Wie sieht dein kreativer Prozess aus und wie inspirierst du dich?
Für mich ist das Draussen sein, sich in der Natur zu bewegen und den steten Wandel zu erleben ein grosser Inspirationsteil. Gepaart mit Reisen und Neuem entdecken, füllt sich der kreative Teil in mir immer schnell. Kunst und Kultur, Musik und Natur sind meine Inspiration. Der kreative Prozess startet daher so oft wie möglich draussen mit dem Skizzenbuch und der Konzeptarbeit. Diese wandelt sich zu ersten Skizzen und Ideen und mündet in ein visuelles Erzeugnis.
Welche Fähigkeiten ausserhalb des reinen Grafikdesign haben dir in deiner Karriere geholfen?
Ich nenne mich gerne eine naive Optimistin: ich versuche gerne Dinge aus, auch wenn sie noch nicht überall zu Ende gedacht sind und habe dabei das Gefühl «es chunt scho guet». Das zusammen mit meiner Liebe zur Flexibilität und Aufgeschlossenheit, haben mir schon manche Türe geöffnet. Ich schaffe es meist auch ganz gut, Leute zusammen zu bringen und eine Gemeinschaft zu erzeugen, ohne dass ich viel dafür investieren muss.
Gab es kreative oder geschäftliche Herausforderungen, mit denen du konfrontiert wurdest? Und wie hast du sie gemeistert?
Aber klar, ständig und immer wieder. Ich denke, das ist auch wichtig, um zu wachsen und sich immer wieder hinterfragen, was man will und was nicht.
Ohne auf spezifische Herausforderungen einzugehen, hilft mir immer der Austausch mit meinem Freund Roger Burkhard, der ebenfalls selbständig ist. Meiner Familie, die auch fast alle selbständig sind oder waren und auch in meinem Atelier und Freundeskreis. Sobald ich eine Herausforderung formuliere, passiert bereits etwas mit mir. Die Ideen, Meinungen und Erfahrungen von meinem Umfeld festigen mich dann wieder und bringen Ansätze, die Herausforderungen zu bewältigen.
Worauf bist du am meisten stolz in deiner bisherigen Karriere?
Eigentlich darauf, dass ich stets die sein kann, die ich bin, meine Ideen und Kreativität mit meinen Kunden in Themenbereichen einsetzen kann, die mir wichtig sind und immer wieder neue spannende Menschen und Projekte kennenlernen. Vor allem aber, dass ich von meiner Selbständigkeit ohne Fremdeinfluss gut leben kann.
Was sind deine beruflichen oder auch persönlichen Ziele?
Mit dem CAS in Lausanne an der écal wurde mir wieder bewusst, dass das Thema Nachhaltigkeit mehr Einzug in meine Arbeit haben muss und darf. Das geht natürlich nur Hand in Hand mit einem gelebten Mindset, ob persönlich oder beruflich. Wobei wir – meine Studienkollegen und ich – gerade dabei sind, eine Art Nachhaltigkeits-Plattform im Grafikdesign zu entwickeln. Damit die Erfahrungen in diesem Bereich auch allen, die es interessiert, zugänglich sind. Falls dich, liebe Leserin/lieber Leser, das auch interessiert, dann melde dich sehr gerne und unbedingt bei mir! Da gibt es noch eine Menge zu entdecken und kann zusammen mit einer Ideenvielfalt super spannende Projekte erwecken.
Wie wichtig ist das Netzwerken für deine Karriere und wie gehst du dabei vor?
Es ist super wichtig! Genauso wichtig ist aber, seine eigene Art von networking zu finden. Ich bin nicht gut in grossen Gruppen oder typischen Netzwerk Anlässen, das engt mich meist ein und ich ziehe mich zurück. Für mich klappt es besser im kleinen Rahmen. Am Anfang half mir das Arbeiten in Coworking-Spaces sehr. Aber auch der Austausch mit den Frauen von Ellepreneur. Mehr und mehr erlebe ich aber, dass vor allem Kontakte, die man bereits hat, pflegen soll und immer wieder mit Leuten austauscht, die man spannend findet.
Hast du Ratschläge für Leute, die sich in deiner Branche selbständig machen möchten?
Komm mit an einen Event von Ladies, Wine & Design Bern (die ich bis Juni 2024 mit organisiert habe ;)). Schau dir Ellepreneur von Mansing Tang und Simone Hopf an, da trifft man auf Gleichgesinnte und kann die Fragen stellen, die man zu Beginn immer schwierig findet. Tausche dich mit Leuten aus, die bereits selbständig sind und du spannend findest; triff dich mit ihnen. Im grafischen Bereich gibt es nun von der Syndicom den Grafikbereich mit nützlichen Tipps und Tools. Und such dir einen guten Treuhänder oder auch sonstige Hilfe bei den Dingen, die du nicht so gut kannst und vielleicht nie richtig gelernt hast.
Hast du sonstige Tipps oder Ressourcen spezifisch für Selbständige?
Setz dir selbst ein Zielpublikum oder auch Traum-Projekte/-Kunden und versuche, diese zu erreichen. Überleg dir, wo du diese Leute/Projekte findest und wie du mit ihnen in Kontakt treten kannst. Und schau, dass du ein tolles Umfeld hast, das dich unterstützt :)