Warum kosten gute Fotos etwas?
Grüesdi!
Es ist für mich nicht immer einfach Offerten zu schreiben. Rechne ich alle Aufwände zusammen, steht oft etwas unter dem Strich, das wohl kaum ein Kunde zahlen würde. Über die Jahre bin ich besser darin geworden, den Preis zu verlangen, der mir zusteht. Aber in einigen Fällen wird es schwierig, vorallem wenn potentielle Kunden meine Tarife senken möchten. Ich finde, dass über Preise verhandelt werden darf, aber nur auf einer respektvollen und vernünftigen Basis. Glücklicherweise habe ich sehr viele verständnisvolle Kunden, mit denen ich gerne arbeite. Falls etwas nicht ins Budget passt, adaptiere ich die Leistung, ohne dabei die Qualität zu mindern.
Da heutzutage viele die Fotografie als Hobby ausüben, wird es weniger als Geschäft angesehen. Durch Smartphones, die immer bessere Kameras haben, kann heute jede/r ein/e Fotograf*in sein. Es freut mich, wenn jemand Spass an der Fotografie hat. Profesionelles Fotografieren ist aber etwas anderes - leider verstehen dies immer weniger Leute.
Wenige haben eine Ahnung, was es bedeutet, ein Foto-Unternehmen zu führen. Ich hoffe mit diesem Beitrag etwas Licht in die Thematik zu bringen, wie ich meine Preise gestalte.
GESCHÄFTSAUSGABEN
Mit der Fotografie zahle ich meine Miete, kaufe ich mein Essen, begleiche ich meine Rechnungen. Was aber viele vergessen, ist das ein grosser Teil meines Einkommens wieder ins Geschäft fliesst. Mein ganzes Equipment von der Fotokamera bis zum Studiolicht kostet Geld. Hinzu kommt noch die Miete für das Fotostudio. Glücklicherweise teile ich dieses mit drei anderen Fotografinnen. Für das gesamte Foto- und Studiomaterial habe ich bis heute ungefähr CHF 30’000.- ausgegeben. Dies beinhaltet Equipment wie Laptop, Computer, Software, Kameramaterial, Lichter, Lichtformer, Hintergründe, Stative, Speicherkarten, Batterien, Kabel usw. Es gibt Fotograf*innen, die noch viel mehr Material besitzen als ich. Natürlich kaufe ich nicht jedes Jahr soviel Equipment, aber trotzdem muss etwas Geld auf der Seite sein, um Geräte zu ersetzen oder zu reparieren. Denn jedes Shooting verursacht Verschleiss und Abnutzung. Dazu kommen die Ausgaben für verschiedene Requisiten, die ich vorrätig halte
Um ein Fotografie Geschäft zu führen, fallen zusätzlich Kosten für Marketing und Weiterbildungen an. Nicht zu vergessen, die Ausgaben für Auto, Treuhänder, Reisespesen und für Verpflegung im Studio oder unterwegs. Dann zahle ich meine Steuern, AHV, Betriebshaftplicht und Krankentaggeld.
Damit ich das Geschäft über Wasser halten kann, muss bei mir jährlich ein Einkommen von ungefähr 15’000 eingebracht werden. Dabei sind meine persönlichen Ausgaben noch nicht inbegriffen.
ZEITAUFWAND
Während ich eine Offerte erstelle, denke ich nicht nur an meine Geschäftsausgaben, die ich decken muss, sondern auch an die Zeit, die ich in ein Projekt investiere. Der Aufwand der in Konzeption und Umsetzung eines schönen Bildes steckt, wird leicht unterschätzt. Da ich gerne Full-service Aufträge realisiere, kann ich sehr viel Zeit für ein einziges Projekt benötigen.
Vor dem Shooting wird stunden- bis tagelang vorbereitet. Darunter fallen die Kommunikation mit dem Kunden, Recherche, Konzepterstellung und Planung. Dann das Herstellen oder Suchen von Requisiten oder die Locationsuche. Das alles kann einige Tage dauern.
Die eigentliche Shootingzeit dauert meist wenige Stunden bis zu einem ganzen Tag oder zwei. Am Set justiere ich Lichter, bewege Geräte, richte Requisiten, reinige Kleidung oder Produkte und sorge dafür, dass alles glatt läuft. Dabei durchdenke ich jedes Detail. Zum Beispiel ob die Aufnahmen die gesetzten Vorgaben einhalten, ob sie die richtigen Maße für den Websiteheader haben oder genug Platz für Text lassen. Ich reinige Staub, richte Haare und stelle sicher, dass alle Details im Bild stimmen. Es steckt viel mehr Arbeit dahinter, als nur auf einen Knopf zu drücken.
Wenn die Bilder im Kasten sind, geht es an die Bearbeitung. Hier fängt es mit der Auswahl der Bilder an. Dabei wird jede Aufnahme nochmals gesichtet, um zu entscheiden, welches die Beste ist. Danach geht es an die Bildbearbeitung, wobei ich je nach Komplexität 20 bis 90 Minuten pro Bild benötige. In Ausnahmefällen sogar mehr. Bedeutet, dass ich für 10 Bilder zwischen 4 und 15 Stunden am retuschieren bin.
Versteh mich nicht falsch. Obwohl es viel Zeit benötigt, um ein qualitativ hochwertiges Shooting durchzuführen, macht es mir sehr viel Spass. Ich liebe meine Arbeit!
ERFAHRUNG UND KREATIVITÄT
Es sind nicht nur meine Zeit und meine Geschäftsausgaben, die mir ein Kunde zahlt, sondern auch meine Erfahrung. Ich habe bereits in Ausbildungen investiert und bilde mich stetig weiter. Nebenbei lerne ich bei jedem Shooting etwas Neues. Je mehr Erfahrung ich mitbringe, um so besser kann ich meinen Kunden dienen. Deshalb muss damit gerechnet werden, dass im Verlauf der Zeit die Preise eines/r Fotograf*in steigen können. Denn nicht nur die Ausgaben steigen, sondern auch das Fachwissen und somit auch der Wert der Dienstleistung.
Nebst meiner Erfahrung zahlt ein Kunde für meine kreativen Ideen und meinen Stil. Wobei es die Arbeit einfacher macht, wenn der Stil deines Kunden auch zu dir passt.
WERT
Manchmal vergessen Firmen, dass Fotografien, Grafiken und gute Texte dem Unternehmen an Wert geben. Es ist überaus wichtig, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu vermarkten. Stell Dir vor, ein Produktunternehmen hätte keine Fotos auf ihrer Webseite. Würdest Du ihr Angebot kaufen? Qualitativ hochwertige Fotografien führen zu mehr Verkäufe und steigern den Bekanntheitsgrad der Marke. Sie können die Branche verändern und ein Unternehmen als Marktführer hervorheben. Gleichzeitig vermitteln qualitative Bilder, dass dem Unternehmen Qualität wichtig ist. Gute Fotografien können so vieles. Es ist also wichtig darin zu investieren. Frau bekommt, wofür Frau bezahlt, nicht?
Ich hoffe Du kannst jetzt besser verstehen, warum Fotografien ihren Preis haben. Falls Du gerne ein Shooting machen möchtest, aber ein kleines Budget hast, schaue am Besten gleich mit der/dem Fotograf*in. Es gibt viele Möglichkeiten um die Kosten niedrig zu halten. Dabei können beispielsweise weniger Aufnahmen gemacht oder auf gewisse Requisiten verzichtet werden. Du kannst Dir natürlich auch Offerten verschiedener Fotograf*innen einholen.
Schlussendlich wollen wir Fotograf*innen und Kreative nur das Beste für unsere Kunden. Also lasst uns zusammen wunderschönes kreieren, aber bitte bezahlt uns dafür. ;)
Bis zum nächsten Mal,
Rachel